Die SPD-Fraktion kritisiert scharf die unsäglichen Versuche der Deutschen Bahn AG, aktive Erinnerungsarbeit zu verhindern. „Das Agieren der Deutschen Bahn nimmt immer groteskere Züge an“, sagt die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dr. Christiane Timper. „Nicht nur, dass die Bahn von dem Verein ‚Zug der Erinnerung’ Geld für jeden Strecken-Kilometer und z.T. deftige Aufenthaltsgebühren in den Bahnhöfen verlangt, sie verweigert jetzt auch noch zunehmend den Halt des Zugs in den Bahnhöfen.“
Ausgerechnet der Bahnhof Grunewald soll jetzt in Berlin für den „Zug der Erinnerung“ versperrt bleiben. Von hier gingen 1941 und 1942 die meisten Berliner Deportationstransporte aus, mit den Zügen der Deutschen Reichsbahn.
„Was stattfand, war die albtraumhafte Umkehrung der normalen Begriffe: Räuber und Mörder als Polizei auftretend, bekleidet mit der vollen Staatsgewalt, ihre Opfer als Verbrecher behandelt, geächtet und im Voraus zum Tode verurteilt“, schrieb Sebastian Haffner in seinem Buch „Geschichte eines Deutschen“.
Die Argumente der Deutschen Bahn werden immer fadenscheiniger. So z.B., dass die Dampfloks nicht in die Bahnhöfe einfahren könnten, weil dann die Rauchmelder Alarm schlagen würden. „Als könnte die Bahn nicht mühelos den ‚Zug der Erinnerung’ durch eine angehängte Diesellok oder eine E-Lok in den Bahnhof schieben lassen!“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dr. Jürgen Murach. Und weiter: „Alarm schlagen nicht die Rauchmelder, sondern die Berlinerinnen und Berliner!“
Für den Bahnhof Grunewald soll das Argument herhalten, es gäbe dort nur zwei Abstellgleise ohne öffentlichen Zugang. „Natürlich kann man an den Abstellgleisen provisorische Podeste aufbauen, um damit einen öffentlichen Zugang zu gewähren, wie es bei vielen Sonderfahrten bereits praktiziert wird“, sagt Dr. Jürgen Murach.
Am Bahnhof Grunewald ist heute das zentrale Mahnmal in Berlin, geschaffen von den Künstlern Nicolaus Hirsch, Wolfgang Lorch und Andrea Wandel, vom Vorstand der Deutschen Bahn in Auftrag gegeben und finanziert, unter dem Bahn-Vorsitzenden Heinz Dürr. Das war 1998, zu einer Zeit, als die Deutsche Bahn sich noch ihrer Verantwortung bewusst war.
Um so wichtiger ist es, dass wir am 12. April um 18 Uhr vor dem Brandenburger Tor die Verantwortung der Bahn anmahnen!