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Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:

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Der "kurze Marsch" führte in den Tod

Gedenken an Pogrome und Deportationen in Gütersloh

Brandstiftung in Gütersloh 1938.
Foto: Stadtarchiv Gütersloh

GÜTERSLOH/BIELEFELD - Anläßlich der Zugankunft auf dem Bahnhof Gütersloh hat das Stadtarchiv zahlreiche Dokumente in die auf Gleis 4 parkende Ausstellung eingebracht. Fotos und Archivalien sind den etwa 39 Deportierten aus Gütersloh gewidmet, deren Verschleppung im Dezember 1941 begann. Wie überall in Deutschland wurden aus Gütersloh auch Kinder deportiert, so der 1937 geborene Rudi Beifuss. Bereits ein Jahr nach Rudis Geburt, am 10. November 1938, hatte die Familie ihr Wohn- und Geschäftshaus verloren - durch eine "kontrollierte Brandaktion" während der reichsweiten Novemberpogrome. Das Foto zeigt einen Gütersloher Feuerwehrmann, der nicht zum Löschen gekommen war, sondern den erfolgreichen Verlauf der antisemitischen Brandstiftung überwachte.

Im Dezember 1941 erhielt die Mehrzahl der Gütersloher Juden einen "Gestellungsbefehl", in dem es heißt: "Es muss pro Person mitgenommen werden: 1. Zahlungsmittel bis zu 100 RM, 2. Ein Koffer mit Ausrüstungsgegenständen bis zu 50 kg, 3.Vollständige Bekleidung, 4. Bettzeug mit Decke, 5. Verpflegung für 8 Tage (Brot, Mehl, Hülsenfrüchte), 6. Marschverpflegung für 2 Tage (Butterbrot).

Nicht mitgenommen werden dürfen: Wertpapiere, Devisen, Sparkassenbücher usw., Wertsachen jeder Art (Gold, Silber, Platin usw.) mit Ausnahme des Eheringes, lebendes Inventar. Lebensmittelkarten sind abzunehmen und dem Wirtschaftsamt zu übergeben.

Die Juden dürfen nicht mehr mitnehmen, als sie auf einem kurzen Marsch tragen können."

Der "kurze Marsch" führte in den Tod. Am 13.12.1941 nahm ein "Reichsbahn"-Transport die aus Gütersloh verschleppten Menschen in Bielefeld auf. Insgesamt 1.031 Verhaftete wurden in einer dreitägigen Fahrt nach Riga überstellt. Um die deutschen Deportierten in dem völlig überfüllten Rigaer Ghetto unterzubringen, waren wenige Tage zuvor etwa 27.000 lettische Juden erschossen worden.

Weitere Deportationen aus Gütersloh fanden 1943 statt, darunter die Deportation des sechsjährigen Rudi Beifuss. Auch für ihn endete der "kurze Marsch" mit dem Tod.

Für Rudi und die anderen Deportierten lässt die Stadt Gütersloh "Stolpersteine" verlegen. Nächster Termin ist der 6. Juni. Dann wird der "Zug der Erinnerung" den Gütersloher Hauptbahnhof bereits verlassen haben. Noch bis Freitag, 30. Mai, sind Besucher auf Gleis 4 willkommen.