Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Az emlékezés vonata - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:



Auslöser zahlreicher Initiativen

 

Zu den Deportierten der "Wagner-Bürckel-Aktion" gehörte Fritz Löbmann aus Mannheim (auf dem Foto ganz rechts). Die Bahn-Odyssee aus Baden und der Saarpfalz führte nach Stationen in Gurs und Drancy (bei Paris) erneut ins "Deutsche Reich". Doch diesmal sahen die Verschleppten ihre Heimatstädte hinter den Holzverschlägen verriegelter Eisenbahnwagen wieder, wenn die "Sonderzüge" rangierten. Sie waren auf der Durchfahrt von Westen in die Vernichtungslager der NS-Mordstätten im okkupierten Osten Europas. Von dort kehrten etwa 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zurück.

Hassloch gehört zu den Stationen der kommenden Zugfahrt durch die Südpfalz.
Dort sprachen wir mit Petra Exner-Tekampe, Oberstudienrätin für Sport und Englisch am Hannah-Arendt-Gymnasium. Frau Exner-Tekampe hat zur Einladung der Ausstellung wesentlich beigetragen.

Frage: Was hat Sie motiviert?

Exner-Tekampe: Ich hatte die Ausstellung in Speyer gesehen, 2009, und das hat nicht nur bei mir, auch bei meinem Sohn, starke Gefühle hervorgerufen. Mich haben die Fotos dieser Kinder nicht mehr losgelassen. Der Geburtstag der Namensgeberin unserer Schule, Hannah Arendt, war für mich eine Gelegenheit, den Zug in die Südpfalz  bringen zu wollen.

Frage: Warum die starken Gefühle?

Exner-Tekampe: Weil diese Ausstellung etwas Besonderes hat. Sie kommt ohne ideologischen Zeigefinger aus, sie ist auch keine bebilderte Geschichtsstunde und sie ist nicht larmoyant. Was zu sehen und zu fühlen ist, ist konkret:
Kurze Biographien junger Menschen, die abgeholt wurden und die nicht zurückkehrten. Wer das als Erwachsener sieht, muß an die eigenen Kinder denken. Dies führt zu einer Identifikation mit den Opfern und das erschüttert.

Frage: Welche praktischen Schwierigkeiten mussten Sie schultern?

Exner-Tekampe: Das Eine war die Idee, das Andere die Realisierung  bzw.
Finanzierung . Und das war nicht einfach! Ohne das Mainzer Kultusministerium, ohne die lokalen Sponsoren, vor allem ohne die Bereitschaft der Schule und vieler engagierter MitstreiterInnen vor Ort  hätte es nie geklappt.

Frage: Gab es nicht auch Widerstände?

Exner-Tekampe: Ja, die gab es. Und es wäre seltsam, wenn die Erinnerung an die Massendeportationen nicht auch Schmerzen hervorrufen. Die Abwehr ist
vielschichtig: Werde ich mit etwas konfrontiert, was meine Familiengeschichte berührt? Werde ich diesen Anblick der unschuldigen Kinder aushalten und was könnte das mit mir machen?
Könnte das zur Konsequenz haben, daß ich mich mehr gegen Rassismus  engagieren muss? Ist nicht schon genug über diese Zeit geredet worden?

Frage: Beeinträchtigt das die Bereitschaft, den "Zug der Erinnerung" bei seiner kommenden Fahrt anzunehmen?

Exner-Tekampe: Der Zug ist längst angekommen, jedenfalls als Auslöser zahlreicher Initiativen. An den Hasslocher Schulen ist bereits klar: sie wollen nicht nur die Ausstellung besuchen, sondern sie  haben dem gesamten Besuchstag  geblockt, um sich mit der Erinnerung auseinanderzusetzen. Am ersten Besuchstag sind das etwa 700 SchülerInnen des Gymnasiums und am zweiten Tag  500 der Realschule Plus. Und darauf bereiten wir uns vor. Aus Germersheim weiß ich, daß dort Vorbereitungen für das Projekt "Schule gegen Rassismnus" laufen, angestoßen durch den kommenden Zugaufenthalt …Ich will nicht spekulieren, aber es werden in der Südpfalz  viele Tausend sein, die auf die Bahnhöfe kommen…

Frage: Was wünschen Sie sich für Ihre Schule und für die Besucher aus Ihrem Ort?

Exner-Tekampe: Daß  aus dem Zug eine Biographie, ein Gesicht, eine Person mit nach Hause genommen wird. Das wäre so etwas wie eine Verinnerlichung. Vielleicht wird das nicht bei allen Besuchern der Fall sein. Der Zug wird  ein Zeichen wider des Vergessens setzen und das Bewußtsein, dass so etwas nie wieder passieren darf wird aufgrund der tagespolitischen Lage geschärft werden.