Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Az emlékezés vonata - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:

"Ja, es wäre gerecht"


Zug der Erinnerung: Wie alt waren Sie, als Sie Deutschland verlassen mussten?

Josef Aron: Ich war vier Jahre alt. Nach den Novemberprogromen wurde ich 1939 mit einer meiner Schwestern nach Frankreich geschickt. Wir waren in Frankfurt am Main zu Hause gewesen, und unsere Mutter wollte uns in Sicherheit bringen. Ich habe sie nie wieder gesehen.

ZdE: Wie kamen Sie nach Bergen-Belsen?

Im April 2010 begleitete Josef Aron 100
Jugendliche bei einer Gedenkstättenfahrt
in das frühere Lager Auschwitz. In Auschwitz
wurden seine Mutter und mehrere Schwestern
ermordet. Das Foto zeigt einen der früheren
Deportationswagen im Staatlichen
Museum Auschwitz.

Josef Aron: Die Deutschen marschierten in Frankreich ein, und 1942 entdeckte uns die Gestapo in einem Kinderheim. Auf dem Bahnhof von Lyon kamen wir in einen Viehwagen. Der Transport endete im KZ Bergen-Belsen. Dort habe ich bis 1945 überlebt... Ich war inzwischen zehn Jahre alt und wog elf Kilo. Hilfsorganisationen haben mich aufgepäppelt und mir geraten, nach Israel zu gehen. Über meine Familie wusste ich nichts. Also bin ich dem Rat gefolgt, im März 1948.

ZdE: Wie wurden Sie aufgenommen?

Josef Aron: Opfer der deutschen Vernichtungsmaschine waren damals viele in Israel. Es war nichts Besonderes. Anfang der 1950er Jahre schien ich alt genug, mich alleine durchs Leben zu boxen. Ich war 15, 16 Jahre alt, hatte keine Arbeit und bin niemals zur Schule gegangen. In Jerusalem habe ich im Park geschlafen und gegessen habe ich, was ich finden konnte.

ZdE: Bekamen Sie von offizieller deutscher Seite keine Unterstützung?

Josef Aron: Nein... Im Park in Jerusalem begegnete ich einem alten Mann, ich erinnere mich noch heute an seinen Namen, es war ein deutscher Jude namens Rubinstein. Er muss um die 80 gewesen sein und er vermittelte mir eine Stelle als Kellner in einem Café. Als ich das erste Geld beisammen hatte, kaufte ich mir eine Fahrkarte für ein Schiff nach Europa. Ich wollte nach Frankfurt zurück und meine Mutter suchen, meine Geschwister... 1954 kam ich dort an und ging zur jüdischen Gemeinde. Sie fanden Dokumente. Demnach wurde meine Mutter mit den Schwestern per Bahn nach Auschwitz deportiert. Sie wurden dort gleich nach der Ankunft ermordet...

ZdE: Wie lange blieben Sie in Frankfurt?

Josef Aron: Ein Jahr, um mir das Geld für die Rückfahrt nach Israel zu verdienen. Wieder als Kellner, diesmal auf der Zeil... Ich habe von Trinkgeldern gelebt, die mir die deutschen Gäste übrig ließen. Dann bin ich zurück.

ZdE: Sind Sie jemals auf die Idee gekommen, die Schuld einzufordern, die nach all den Morden übrig geblieben ist?

Josef Aron: Was hätte ich machen sollen, auf die deutsche Botschaft gehen: Ihr habt mir meine Familie genommen, mein Leben ruiniert? ... Ich glaube, sie hätten es nicht hören wollen.

ZdE: Sie sind heute über 70 Jahre alt. Wovon leben Sie?

Josef Aron: Deutschland zahlt mir eine Rente wegen eines sogenannten Gesundheitsschadens. Das sind 733 Euro. In Israel erhalte ich normale Altersbezüge Das sind 250 Euro.

ZdE: Wäre es gerecht, von den "Reichsbahn"-Erben zurückzuverlangen, was sie bei der Mordbeihilfe eingenommen haben?

Josef Aron: Es gibt viele, die bekommen noch nicht einmal diese 733 Euro. Es gibt viele, die nie etwas bekommen haben... Ja. Es wäre gerecht.


Bitte lesen Sie die Petition Aussöhnung und Gerechtigkeit.