Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
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Neben dieser Industriebrache in Grevenbroich (Foto) hat die Deutsche Bahn AG dem "Zug der Erinnerung" ein Abstellgleis zugewiesen. Weder ist ein Bahnsteig vorhanden, noch besteht ein Personenzugang. Auch Stromanschlüsse fehlen (Ausstellung auf einem Abstellgleis).
Durch mehrtägigen Einsatz freiwilliger Helfer, zu denen kommunale Einrichtungen stießen, gelang es dennoch, den geplanten Aufenthalt in Grevenbroich sicherzustellen:
Der Bauhof legte am Dienstag einen Zaun nieder, die Niederrheinische Versorgung und Verkehrs AG (NVV AG) sorgte für den fehlenden Elektroanschluss, eine Gerüstfirma stellte in letzter Minute provisorische Eingänge her. Bei Eröffnung der Ausstellung am frühen Mittwoch Morgen (16. März) hatten sich die Initiatoren, ein breites Bündnis im Rhein-Neuss-Kreis, gegen alle Widerstände durchgesetzt.
Vor dem Hintergrund der unwürdigen Begleitumstände des Gedenkens kritiserte der Vertreter des regionalen Katholikenrates, der Kreistagsabgeordnete Martin Kresse, das Verhalten der Bahnverantwortlichen. Auch der Vizepräsident des Landtages NRW, Oliver Keymes, zeigte sich über die DB AG "irritiert". Das Unternehmen hatte mitgeteilt, es könne in Grevenbroich kein reguläres Gleis zur Verfügung stellen, weil sonst Anschlussverspätungen zwischen 4 und 10 Minuten in Kauf genommen werden müssten.
"Bei den Deportationen des DB-Vorgängers 'Deutsche Reichsbahn' verloren die Menschen nicht 10 Minuten, sie verloren ihr ganzes Leben", sagte der Vertreter des Trägervereins in einer Einführung für die anwesenden Schulklassen. "Sind diese Opfer so wenig wert, daß eine Verspätung von 10 Minuten wichtiger ist?"
Zur Eröffnung in Grevenbroich waren mehrere deutsche Zeitzeugen gekommen, die in der NS-Zeit aus dem Rheinland fliehen mussten und im belgischen oder französischen Exil überlebten.
Zu den Überlebenden, die den "Zug der Erinnerung" besuchten, gehören auch ehemalige ausländische Zwangsarbeiter aus den nahen Niederlanden. Sie waren noch in den letzten Kriegsmonaten von der deutschen Besatzungsmacht über die Grenze getrieben worden, um die NS-Heimatfront zu stärken. Widerstand brachen die Besatzer mit brutalen Mitteln: Sie verurteilten14 zwangsverpflichtete Niederländer aus dem Gebiet um Roermond zum Tode.
In Begleitung des Bürgermeisters von Roermond kam beim jetzigen Halt des Zuges eine ganze Gruppe dieser Überlebenden in die Ausstellung. Dort erinnern Exponate an das kurze Leben des holländischen Mädchens Herta Aussen. Als die Massendeportationen begannen, schrieb Herta eine letzte Karte aus dem Zug, der sie nach Auschwitz brachte. Herta kehrte nicht zurück (Deportierte jüdische Kinder aus der heutigen Stadt Grevenbroich).
Nach den Aufenthalten in Mönchengladbach (3.700 Besucher), Viersen (2.600 Besucher) und Grevenbroich erwartet der "Zug der Erinnerung" in den grenznahen Stationen seiner kommenden Fahrt auch holländische Schulklassen, insbesondere in Herzogenrath (Fahrplan.) Für diese ausländischen Gäste hält der Trägerverein einen niederländischen Ausstellungkatalog bereit.