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Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:



Die Gesichter
Die Namen

 


"Max" Meier Turteltaub (Dortmund 1925 - Sobibór 1943)
 

Mit einer Rekonstruktion der letzten Spuren deutscher NS-Opfer schliessen Jugendliche aus Dortmund ihr diesjähriges Gedenkprojekt ab. Es galt den Kindern jüdischer Emigranten, die in die Niederlande geflohen waren und nach der NS-Okkupation u.a. in das Vernichtungslager Sobibór verschleppt wurden - mit der "Reichsbahn".

Wir sprachen mit dem Projektleiter des Jugendring Dortmund, Andreas Roshol.

A. Roshol : Den Impuls gab der der "Zug der Erinnerung", der den 70. Jahrestag der Massentransporte aus den Niederlanden nach Sobibór zum Anlass für eine Fahrt über 10 deutsche Bahnhöfe nahm. Gemeinsam mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) haben wir diesen Impuls regional ausgeweitet und entscheidend vertieft. Wir werden auch für eine Beständigkeit dieser Spurensuche sorgen. Sie wird über den Tag hinausgehen.


Hannelore Thal (Dortmund 1927 - Sobibór 1943)

ZdE: Viele der in Sobibór ermordeten Kinder kamen aus dem heutigen NRW. War das ein wichtiger Ansatz?

A. Roshol: Unbedingt. Für unsere Arbeit ist entscheidend, daß wir den NS-Terror in einen konkreten Bezug zum heutigen Lebensumfeld der Jugendlichen stellen können. Es gelang allein in Dortmund, die Spuren von zwanzig der ermordeten Kinder zu finden. Oft mehr als nur die Namen. Sie gehörten zu den jüdischen Familien, die nicht weit von der Grenze zu den Niederlanden gelebt hatten und die sich über diese Grenze schnell in Sicherheit bringen wollten. Der Zusammenhang ist für die heutigen Jugendlichen in unserer Region einleuchtend, er ist spürbar.

ZdE: Haben Sie grenzübergreifend gearbeitet?

A. Roshol: Ja... Das gelang mit Unterstützung holländischer Überlebender, nicht zuletzt auch in Kooperation mit dem "Erinnerungszentrum Westerbork". Westerbork liegt zwei Stunden von Dortmund entfernt. Wir haben Tagesexkursionen gemacht. Wir konnten den heutigen Jugendlichen zeigen, daß das NS-Mordprogramm in ihrer geographischen Nähe seinen Ausgang nahm. Dagegen scheint Auschwitz in einer Entfernung zu liegen, die man sich erst erobern muss, auch emotional. Das schützt viele vor der direkten Wahrnehmung. In Westerbork, zwei Stunden von hier, ist das anders... In Westerbork errichteten die NS-Eroberer ein sogenanntes Durchgangslager, in dem die verhafteten jüdischen Familien, auch die Emigranten aus Deutschland, konzentriert wurden. 1943 ging jeden Dienstag ein "Reichsbahn"-Transport nach Sobibór ab, in der Regel jeweils 3.000 Menschen. Sie alle wurden in Sobibór im Gas erstickt...


Dortmunder Jugendliche im "Herinnerungscentrum Westerbork" in den Niederlanden

ZdE: Wie geht Ihre Arbeit weiter?

A. Roshol: Was wir 2013 begonnen haben, ist der Auftakt zu einer länger andauernden Spurensuche. Sie wird nur gelingen, wenn wir sie mit konkreten Handlungsprojekten verbinden: Wir werden gemeinsam mit jungen Menschen Aktivitäten initiieren um dem alltälichen Rassismus und Antisemitismus entgegen zu treten. Eine weitere große Herausforderung wird die aktive Auseinandersetzung mit dem Antiziganismus sein ... An Anlässen dazu mangelt es in NRW ebensowenig wie wohl überall in Deutschland.