Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
In Kooperation mit:
"In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich die Nationen der Sieger und Besiegten auf den Wiederaufbau ihrer wirtschaftlichen und politischen Infrastrukturen. Sie taten wenig, um die Nazi-Verbrecher des Holocaust und deren Komplizen zur Rechenschaft zu ziehen. Zu großen Teilen äußerte sich das Bedauern über den Mord an sechs Millionen Juden in Krokodilstränen. Europa leidet bis heute an dem Versagen, die moralischen Grundlagen unserer Zivilisation neu zu errichten."
Michael Pinto-Duschinsky
The Holocaust: Excusing the Inexcusable
In: Standpoint, July/August 2011
Nach Abschluss der Massenpetition an den Deutschen Bundestag hofft der "Zug der Erinnerung" auf die Rückzahlung der von der DB AG eingezogenen Zwangsgelder. Seit 2007 bis 2011 hat das Unternehmen Kosten in Höhe von rund 250.000 Euro verursacht. Sie mussten aus Spenden der Besucher des Zuges beglichen werden und fehlen für die Unterstützung der Überlebenden. Ohne umgehende Erstattung und den Verzicht der DB AG auf zukünftige Gebühren für das Gedenken an die NS-Opfer ist die Arbeit des Vereins gefährdet.
Die Petition an den Deutschen Bundestag wurde von revisionistischen und beleidigenden Äußerungen begleitet, denen der Petitionsausschuss des Parlaments in seinem Internetforum eine öffentliche Plattform bot. Unter dem Vorwand, einen "Schlussstrich" ziehen zu wollen, reden die Forum-Autoren dem Vergessen das Wort. Diese und andere Einträge wurden von den Verantwortlichen im Deutschen Bundestag nicht gelöscht; beleidigende Äußerungen, offene und versteckte Rassismen scheinen tolerierbar. Seit Auschwitz ist die Strategie der Konservierung des größten Menschheitsverbrechens üblich ("Schlussstrich"). In der ökonomischen Krise befördert diese Strategie eine Radikalität, die aus der Mitte kommt.
Nach der Ehrung von Julius Hirsch, dem früheren Fußball-Nationalspieler, der wegen seiner jüdischen Herkunft in Auschwitz ermordet wurde, bereitet sich der "Zug der Erinnerung" auf weitere Stichfahrten vor. Ob die rollende Ausstellung den Einladungen (u.a. aus Sachsen und Rheinland-Pfalz) folgen kann, hängt von der Rückzahlung hoher Kosten ab, die die Deutsche Bahn AG der Bürgerinitiative seit Jahren abverlangt. Das größte europäische Logistikunternehmen weigert sich, den seit 2009 für Schienen- und Stationsgebühren eingezogenen Betrag in Höhe von mehr als 50 Tausend Euro zu begleichen.
In Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum und in Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte der "Zug der Erinnerung" an drei Tagen in der NRW-Landeshauptstadt an Julius Hirsch erinnert.
Anlaß war die Vergabe des gleichnamigen Preises an antirassistische Initiativen durch den DFB. Der Laudator und frühere Spieler bei Werder Bremen, Marco Bode, bekannte sich zu den Schatten über seiner eigenen Familiengeschichte: Bodes Vater war jugoslawischer Zwangsarbeiter im NS-Reich. "Diese Geschichte hat auch meine Jugend geprägt", sagte Bode. "Es war entscheidend für meine Kriegsdienstverweigerung und für mein Engagement bei der Aktion Sühnezeichen".
Im früheren "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf (Harffstr. 110a) steht seit Montag der "Zug der Erinnerung", um Julius Hirsch und aller anderen Opfer des NS-Rassismus zu gedenken. Anlaß des dreitägigen Aufenthalts ist die Ehrung des in Auschwitz ermordeten Fußballnationalspielers durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Julius Hirsch war beim KFV (Karlsruhe) aktiv, ehe er diskriminiert, verfolgt und 1943 deportiert wurde. Sein letzter Weg führte über Düsseldorf. Darüber informiert die Zugausstellung mit mehreren neuen Exponaten
Julius Hirsch - Sein letzter Weg (Teil 1)
Julius Hirsch - Sein letzter Weg (Teil 2).
Montag (10. Oktober) bis Mittwoch (12. Oktober) jeweils von 8 bis 19.00 Uhr. Harffstr. 110a (H-Omnibus: Dillenburger Weg). Gruppenanmeldungen :
Tel.: 02297-1010
oder
Tel.: 0173-575 41 60
Mit der diesjährigen Verleihung des "Julius-Hirsch-Preises" im ehemaligen "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf will der DFB "ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus" setzen. Preisträger sind Jugendinitiativen aus Wiesbaden und Mannheim. Daß der "Zug der Erinnerung" am Veranstaltungsort Station machen und über den letzten Weg von Julius Hirsch informieren kann, ist auch Ergebnis der Koopertion mit der Mahn-und Gedenkstätte Düsseldorf und der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum.
Für drei Tage wird der von einer Dampflok gezogene Ausstellungszug im früheren "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf stehen. Gruppen, denen kostenlose Einführungen durch die pädagogischen Zugbegleiter angeboten werden (auch für Einzelbesucher), sollten sich rechtzeitig anmelden:
Tel.: 02297-1010
oder
Tel.: 0173-575 41 60
Anlaß der Anfahrt nach Düsseldorf ist die Verleihung des diesjährigen Julius-Hirsch-Preises durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB ehrt mit Julius Hirsch einen früheren Nationalspieler, der 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, weil er Jude war.
Den letzten Weg von Julius Hirsch veranschaulichen mehrere Exponate. Sie ergänzen die Ausstellung im "Zug der Erinnerung", die ab kommenden
Montag (10. Oktober) bis
Mittwoch (12.
Oktober)
jeweils zwischen 8 Uhr und 19 Uhr besucht werden kann
(Harffstr. 110a,
Haupteingang Meilenwerk).
An Gleis 24 des Hauptbahnhofs Leipzig wird eine Gedenkinstallation an die Deportierten der "Deutschen Reichsbahn" erinnern. Dies bestätigt die Leipziger Bürgerinitiative "Gedenkmarsch e.V." Gemeinsame Aktivitäten und die Beharrlichkeit des Leipziger Friedenszentrums konnten jahrelange Widerstände überwinden. 2005 hatte sich der Pächter der Verkaufsmeile im Hauptbahnhof, das Hamburger "ECE-Management", gegen das geforderte Gedenken ausgesprochen. ECE ist inzwischen maßgeblich an der zukünftigen Verkaufsmeile auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofs Stuttgart beteiligt. Nachdem es gelange, ein breites Bündnis der Leipziger Zivilgesellschaft zu mobilisieren, stimmte jetzt die DB AG der Installation zu. In einer "Absichtserklärung" des Unternehmens vom Juli heißt es, die "Reichsbahn"-Erbin werde "nach Vorlage der Planungsunterlagen" mit der Bürgerinitiative "einen Gestattungsvertrag" abschliessen.
Um den Pfändungsverfügungen ausländischer NS-Opfer zu entgehen, scheint die DB AG den grenzüberschreitenden Schienenverkehr nach Italien zu erschweren. Italien-Reisende müssen neuerdings Fahrplanänderungen und merkwürdige Verkaufspraktiken für Fahrscheine hinnehmen: So enden Tickets zwischen München und Rom teilweise im norditalienschen Verona. Der Streckenanschluss muss im Zug nachgelöst werden. Hintergrund: Jeder Cent und Euro zugunsten von Dienstleistungen der DB AG in Italien verfällt einer Drittschuldnerpfändung, die der römische Kassationsgerichtshof NS-Opfern zugesprochen hat. Vorläufiger Pfändungsbetrag: 50 Millionen Euro. Diese Summe addiert sich zu den rund zwei Milliarden Euro, die Gegenstand einer weiteren Forderung von NS-Opfern an die DB AG sind.
Die in Italien und in Osteuropa geltend gemachten Forderungen richten sich sowohl gegen die DB AG als auch gegen deren Eigentümerin, die Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesrepublik hatte bei Gründung den Eigentumsfonds der "Deutschen Reichsbahn" übernommen – und damit auch die Einnahmen aus den kriminellen Massendeportationen von über drei Millionen Menschen in den Tod. Die Bundesrepublik haftet ebenso für weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in ganz Europa begangen wurden, etwa im griechischen Dorf Distomo, wo über 200 Einwohner im Juni 1944 einer SS-"Vergeltungsaktion" anheimfielen. Die Forderungen der Distomo-Opfer (rund 50 Millionen Euro inkl. Zinsen) können in Italien geltend gemacht werden, entschied das oberste römische Gericht bereits im Mai 2008 gegen die Bundesrepublik Deutschland. Das Urteil betrifft sämtliche deutschen Besitztümer in Italien, also auch die dort anfallenden Einnahmen der DB AG im Schienenverkehr.
Osteuropäische "Reichsbahn"-Opfer haben eine Sammelklage gegen die Deutsche Bahn AG angekündigt (Medienberichte).
Die Forderungen nach Rückzahlung von Deportationseinnahmen der "Reichsbahn" stützen sich auf ein Gutachten des "Zug der Erinnerung" und kommen auf einen Gesamtbetrag von knapp zwei Milliarden Euro.
Wir dokumentieren eine Erklärung des "Zug der Erinnerung".