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Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:

Archiv
Mai bis Dezember 2011

Das große Versagen

Propaganda-Anzeige der "Deutschen Reichsbahn" (DR) in der NS-Presse:

Für Krieg, Tod und Massenvernichtung.

"In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich die Nationen der Sieger und Besiegten auf den Wiederaufbau ihrer wirtschaftlichen und politischen Infrastrukturen. Sie taten wenig, um die Nazi-Verbrecher des Holocaust und deren Komplizen zur Rechenschaft zu ziehen. Zu großen Teilen äußerte sich das Bedauern über den Mord an sechs Millionen Juden in Krokodilstränen. Europa leidet bis heute an dem Versagen, die moralischen Grundlagen unserer Zivilisation neu zu errichten."

Michael Pinto-Duschinsky
The Holocaust: Excusing the Inexcusable
In: Standpoint, July/August 2011



























Im Sumpf des Vergessens

Am Vorabend ihrer Deportation in die Vernichtung entstand dieses Foto jüdischer Kinder. Es wurde im niederländischen Westerbork aufgenommen, einem Zwangslager, von dem die deutschen Besatzer mehrere zehntausend Menschen "Nach Osten" abschoben. Ziele waren Auschwitz, Sobibor und Terezin. Eine steigende Anzahl deutscher Verbrechenserben möchte unter diese Ereignisse einen "Schlussstrich" ziehen. (Quelle: Martin Gilbert: Endlösung)

Nach Abschluss der Massenpetition an den Deutschen Bundestag hofft der "Zug der Erinnerung" auf die Rückzahlung der von der DB AG eingezogenen Zwangsgelder. Seit 2007 bis 2011 hat das Unternehmen Kosten in Höhe von rund 250.000 Euro verursacht. Sie mussten aus Spenden der Besucher des Zuges beglichen werden und fehlen für die Unterstützung der Überlebenden. Ohne umgehende Erstattung und den Verzicht der DB AG auf zukünftige Gebühren für das Gedenken an die NS-Opfer ist die Arbeit des Vereins gefährdet.

Die Petition an den Deutschen Bundestag wurde von revisionistischen und beleidigenden Äußerungen begleitet, denen der Petitionsausschuss des Parlaments in seinem Internetforum eine öffentliche Plattform bot. Unter dem Vorwand, einen "Schlussstrich" ziehen zu wollen, reden die Forum-Autoren dem Vergessen das Wort. Diese und andere Einträge wurden von den Verantwortlichen im Deutschen Bundestag nicht gelöscht; beleidigende Äußerungen, offene und versteckte Rassismen scheinen tolerierbar. Seit Auschwitz ist die Strategie der Konservierung des größten Menschheitsverbrechens üblich ("Schlussstrich"). In der ökonomischen Krise befördert diese Strategie eine Radikalität, die aus der Mitte kommt.

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Fußballer gegen Rassismus

Trotz schwieriger Zugangsbedingungen im ehemaligen Düsseldorfer Ausbesserungswerk der "Reichsbahn" besuchten Jugendgruppen und Schulklassen den "Zug der Erinnerung" auf Gleis 84. Die örtlichen DB-Kollegen unterstützten die Ausstellung mit ihren logistischen Mitteln. Unveränderten Widerstand gegen die Arbeit der Bürgerinitiative leistet das Berliner DB-Management. Jeden Meter, den der "Zug der Erinnerung" auf dem öffentlichen Schienenetz zurücklegt, läßt sich der größte europäische Logistiker teuer bezahlen.

Nach der Ehrung von Julius Hirsch, dem früheren Fußball-Nationalspieler, der wegen seiner jüdischen Herkunft in Auschwitz ermordet wurde, bereitet sich der "Zug der Erinnerung" auf weitere Stichfahrten vor. Ob die rollende Ausstellung den Einladungen (u.a. aus Sachsen und Rheinland-Pfalz) folgen kann, hängt von der Rückzahlung hoher Kosten ab, die die Deutsche Bahn AG der Bürgerinitiative seit Jahren abverlangt. Das größte europäische Logistikunternehmen weigert sich, den seit 2009 für Schienen- und Stationsgebühren eingezogenen Betrag in Höhe von mehr als 50 Tausend Euro zu begleichen.

In Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum und in Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte der "Zug der Erinnerung" an drei Tagen in der NRW-Landeshauptstadt an Julius Hirsch erinnert.

Anlaß war die Vergabe des gleichnamigen Preises an antirassistische Initiativen durch den DFB. Der Laudator und frühere Spieler bei Werder Bremen, Marco Bode, bekannte sich zu den Schatten über seiner eigenen Familiengeschichte: Bodes Vater war jugoslawischer Zwangsarbeiter im NS-Reich. "Diese Geschichte hat auch meine Jugend geprägt", sagte Bode. "Es war entscheidend für meine Kriegsdienstverweigerung und für mein Engagement bei der Aktion Sühnezeichen".

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Ehrung für Julius Hirsch

Auf Gleis 84 im ehemaligen Düsseldorfer "Reichsbahn"-Depot steht die Ausstellung mit Exponaten über den letzten Weg von Julius Hirsch und Millionen anderer Deportationsopfer bereit. In dem früheren Depot hielt die "Reichsbahn" Loks und Waggons für den Betrieb im Rheinland vor. Hier rangierten auch die Transporteinheiten, mit denen NS-Opfer aus dem gesamten "Reichs"-Gebiet in die Vernichtung verschleppt wurden. Der Zug mit Julius Hirsch traf am 1. März 1943 in Düsseldorf ein und erreichte Auschwitz-Birkenau zwei Tage später.

Im früheren "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf (Harffstr. 110a) steht seit Montag der "Zug der Erinnerung", um Julius Hirsch und aller anderen Opfer des NS-Rassismus zu gedenken. Anlaß des dreitägigen Aufenthalts ist die Ehrung des in Auschwitz ermordeten Fußballnationalspielers durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Julius Hirsch war beim KFV (Karlsruhe) aktiv, ehe er diskriminiert, verfolgt und 1943 deportiert wurde. Sein letzter Weg führte über Düsseldorf. Darüber informiert die Zugausstellung mit mehreren neuen Exponaten
Julius Hirsch - Sein letzter Weg (Teil 1)
Julius Hirsch - Sein letzter Weg (Teil 2).

Montag (10. Oktober) bis Mittwoch (12. Oktober) jeweils von 8 bis 19.00 Uhr. Harffstr. 110a (H-Omnibus: Dillenburger Weg). Gruppenanmeldungen :

Tel.: 02297-1010
oder
Tel.: 0173-575 41 60

Mit der diesjährigen Verleihung des "Julius-Hirsch-Preises" im ehemaligen "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf will der DFB "ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus" setzen. Preisträger sind Jugendinitiativen aus Wiesbaden und Mannheim. Daß der "Zug der Erinnerung" am Veranstaltungsort Station machen und über den letzten Weg von Julius Hirsch informieren kann, ist auch Ergebnis der Koopertion mit der Mahn-und Gedenkstätte Düsseldorf und der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum.

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"Zug der Erinnerung" in Düsseldorf

Julius Hirsch spielte im KFV (Karlsruhe), bevor er seine Leidenschaft für den Fußball aufgeben musste. Die Emigration nach Frankreich und in die Schweiz scheiterte. Am 1. März 1943 verließ ein "Reichsbahn"-Transport mit Julius Hirsch den Stuttgarter Hauptbahnhof. Nach Zwischenstationen in Düsseldorf und Dortmund erreichten die Waggons mit 1.500 Menschen am 3. März das Vernichtungslager Auschwitz. Julius Hirsch kehrte nicht zurück.

Für drei Tage wird der von einer Dampflok gezogene Ausstellungszug im früheren "Reichsbahn"-Betriebswerk Düsseldorf stehen. Gruppen, denen kostenlose Einführungen durch die pädagogischen Zugbegleiter angeboten werden (auch für Einzelbesucher), sollten sich rechtzeitig anmelden:

Tel.: 02297-1010
oder
Tel.: 0173-575 41 60

Anlaß der Anfahrt nach Düsseldorf ist die Verleihung des diesjährigen Julius-Hirsch-Preises durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB ehrt mit Julius Hirsch einen früheren Nationalspieler, der 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, weil er Jude war.

Den letzten Weg von Julius Hirsch veranschaulichen mehrere Exponate. Sie ergänzen die Ausstellung im "Zug der Erinnerung", die ab kommenden
Montag (10. Oktober) bis
Mittwoch (12. Oktober)
jeweils zwischen 8 Uhr und 19 Uhr besucht werden kann
(Harffstr. 110a,
Haupteingang Meilenwerk)
.

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Mahnmal auf dem Leipziger Hauptbahnhof

Inge Katzmann gehörte zu den jugendlichen Opfern der Leipziger "Reichsbahn"-Deportationen . Das noch nicht zehnjährige Mädchen aus dem Erzgebirge wurde 1942 erst nach Terezin (Theresienstadt) und bald darauf nach Auschwitz verschleppt. Inge kehrte nicht zurück.

An Gleis 24 des Hauptbahnhofs Leipzig wird eine Gedenkinstallation an die Deportierten der "Deutschen Reichsbahn" erinnern. Dies bestätigt die Leipziger Bürgerinitiative "Gedenkmarsch e.V." Gemeinsame Aktivitäten und die Beharrlichkeit des Leipziger Friedenszentrums konnten jahrelange Widerstände überwinden. 2005 hatte sich der Pächter der Verkaufsmeile im Hauptbahnhof, das Hamburger "ECE-Management", gegen das geforderte Gedenken ausgesprochen. ECE ist inzwischen maßgeblich an der zukünftigen Verkaufsmeile auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofs Stuttgart beteiligt. Nachdem es gelange, ein breites Bündnis der Leipziger Zivilgesellschaft zu mobilisieren, stimmte jetzt die DB AG der Installation zu. In einer "Absichtserklärung" des Unternehmens vom Juli heißt es, die "Reichsbahn"-Erbin werde "nach Vorlage der Planungsunterlagen" mit der Bürgerinitiative "einen Gestattungsvertrag" abschliessen.

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Deutsche Bahn AG haftet für NS-Verbrechen

Ab NS-Sammellager Fossoli im besetzten Italien liess das Berliner "Reichsverkehrsministerium" Zugdeportationen nach Auschwitz laufen. In den 12 Waggons, die im Februar 1944 in das Vernichtungslager abgingen, befanden sich 651 Opfer. Nur drei kehrten zurück. Einer von ihnen war Primo Levi.

Um den Pfändungsverfügungen ausländischer NS-Opfer zu entgehen, scheint die DB AG den grenzüberschreitenden Schienenverkehr nach Italien zu erschweren. Italien-Reisende müssen neuerdings Fahrplanänderungen und merkwürdige Verkaufspraktiken für Fahrscheine hinnehmen: So enden Tickets zwischen München und Rom teilweise im norditalienschen Verona. Der Streckenanschluss muss im Zug nachgelöst werden. Hintergrund: Jeder Cent und Euro zugunsten von Dienstleistungen der DB AG in Italien verfällt einer Drittschuldnerpfändung, die der römische Kassationsgerichtshof NS-Opfern zugesprochen hat. Vorläufiger Pfändungsbetrag: 50 Millionen Euro. Diese Summe addiert sich zu den rund zwei Milliarden Euro, die Gegenstand einer weiteren Forderung von NS-Opfern an die DB AG sind.

Die in Italien und in Osteuropa geltend gemachten Forderungen richten sich sowohl gegen die DB AG als auch gegen deren Eigentümerin, die Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesrepublik hatte bei Gründung den Eigentumsfonds der "Deutschen Reichsbahn" übernommen – und damit auch die Einnahmen aus den kriminellen Massendeportationen von über drei Millionen Menschen in den Tod. Die Bundesrepublik haftet ebenso für weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in ganz Europa begangen wurden, etwa im griechischen Dorf Distomo, wo über 200 Einwohner im Juni 1944 einer SS-"Vergeltungsaktion" anheimfielen. Die Forderungen der Distomo-Opfer (rund 50 Millionen Euro inkl. Zinsen) können in Italien geltend gemacht werden, entschied das oberste römische Gericht bereits im Mai 2008 gegen die Bundesrepublik Deutschland. Das Urteil betrifft sämtliche deutschen Besitztümer in Italien, also auch die dort anfallenden Einnahmen der DB AG im Schienenverkehr.

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Zwei-Milliarden-Klage gegen DB AG

Die "Child Survivors Deutschland" unterstützten eine Demonstration des "Zug der Erinnerung" zum 175. Jahrestag des deutschen Eisenbahnwesens in Nürnberg (Dez 2010).

Osteuropäische "Reichsbahn"-Opfer haben eine Sammelklage gegen die Deutsche Bahn AG angekündigt (Medienberichte).

Die Forderungen nach Rückzahlung von Deportationseinnahmen der "Reichsbahn" stützen sich auf ein Gutachten des "Zug der Erinnerung" und kommen auf einen Gesamtbetrag von knapp zwei Milliarden Euro.

Wir dokumentieren eine Erklärung des "Zug der Erinnerung".

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